„Hoffnungsthal – Lüghausen“, eine Kunstaktion in der Kapelle auf Melaten in Köln
Die Sankt Maria Magdalena Kapelle am Rande des Kölner Melaten-Friedhofs zeugt von einer langen und wechselvollen Geschichte, die sich spürbar in den Ort eingeschrieben hat. Das Areal, auf welchem sich heute der Friedhof befindet, war im 12. Jahrhundert ein Leprosenheim, also ein Ort, wo die Leprakranken Kölns außerhalb der Stadtmauer lebten. 1245 wurde die heute noch existierende im gotischen Stil erbaut und den Heiligen Maria Magdalena und Lazarus geweiht. Anfang des 21. Jahrhunderts fungierte die Sankt Maria Magdalena Kapelle einige Jahre lang als ein Raum für Kunstausstellungen und offene Gespräche über existentielle Fragen des Lebens und Sterbens. Das sich von gewöhnlichen Kunstpräsentationen deutlich unterscheidende Ausstellungsformat wurde initiiert und getragen von Markus Roentgen, Leiter des Bereichs Geistliches Leben im Erzbistum Köln und Dr. Rainer Will, stellvertretender Leiter des Katholischen Bildungswerks Köln.
Die Hintergründe des Ausstellungsprojekts: „Hoffnungsthal – Lüghausen“
Eva Degenhardt entschied sich dafür, eine Art Kunstaufführung zu inszenieren, die einige, für sie wichtige Themen wie Geburt und Tod, Anfangen und Beenden, Hoffnung und Scheitern künstlerisch entfalten sollte. Ein Ort im Bergischen Land: „Hoffnungsthal“ und eine Straße in diesem Ort: „Lüghauser Straße“ gaben der geplanten Kunstaufführung ihren Namen. Diese Ortsangaben verwiesen einerseits auf ein konkretes Projekt: „Haus Staade“, das die Künstlerin zusammen mit ihrer Tochter Anne Nettesheim und anderen Beteiligten einige Jahre zuvor mit großem Engagement begonnen hatte, andererseits sollten die Worte: „Hoffnungsthal“ und „Lüghausen“ die Grenzen des persönlichen Kontextes überwinden und einen weiten Ideen- und Assoziationsraum schaffen. Die Kunstaufführung – bestehend aus zwei Teilen – wurde am 10. Juli und und am 1. November 2012 in der Sankt Maria Magdalena Kapelle durchgeführt. Die Akteure waren neben der Künstlerin Eva Degenhardt: Anne Nettesheim, Jakob Mönch, Markus Roentgen, Dr. Rainer Will, Wolfgang Neisser und die Besucher der Kapelle.
Beschreibung der Kunstaufführung „Hoffnungsthal – Lüghausen“ in der Sankt Maria Magdalena Kapelle auf dem Melaten-Friedhof
Der erste Teil der Kunstaufführung „Hoffnungsthal – Lüghausen“ kam am 10. Juli 2012 in der Sankt Maria Magdalena Kapelle auf dem Melaten-Friedhof zur Aufführung und stand unter dem Thema „Hoffnung“. Eva Degenhardt hatte fast den gesamten Kapellenboden mit weißen Din A4 Papieren bedeckt, die auf Gaze aufgeklebt und mit einer transparenten Wachsschicht geschützt waren. Auf diese Weise wurden Boden und die weiß getünchten Wände zu großen, leeren Projektionsflächen für Bilder von Wünschen, Hoffnungen und Visionen, die mit Hilfe von zwei Beamern auf die Flächen geworfen wurden. Künstlerische Darstellungen der Hoffnung wie zum Beispiel Verkündigungsbilder aus dem Mittelalter wechselten mit Fotografien alltäglicher Szenen, in denen die unterschiedlichsten Visionen sichtbar wurden. Auch die Buchtitel philosophischer und literarischer Werke, in denen Menschen aller Zeiten ihre Hoffnungen verdichtet hatten, konnte man auf Boden und Wänden der Kapelle kurz aufleuchten sehen.
Nach einiger Zeit wurde die digitale Bilderflut beendet und der junge Künstler Jakob Mönch stellte sein Kunstwerk vor, das er in Zusammenarbeit mit Eva Degenhardt, Anne Nettesheim und Markus Roentgen für das Außengelände von „Haus Staade“ entworfen hatte. Im Gegensatz zu den wechselnden Bildern der Wünsche und Hoffnungen, stand das Werk von Jakob Mönch fassbar im Raum der Kapelle und zeigte das ansprechende Ergebnis eines konkreten Kunstprojekts in „Haus Staade“, das insbesondere jungen Künstlern/innen eine Chance geben wollte.
Anschließend eröffneten Markus Roentgen und Dr. Rainer Will den Dialog mit den Besuchern/innen der Veranstaltung. Während des Gesprächs blieben die Beamer ausgeschaltet, so dass der große weiße „Papierteppich“ auf dem Boden der Kapelle nicht mehr nur als dienende Projektionsfläche wahrgenommen wurde, sondern in seiner fragilen und reinen Materialität das Neu-Anfangen-Können in all seinen Facetten zum Ausdruck brachte.
Der zweite Teil der Kunstaufführung „Hoffnungsthal – Lüghausen“ fand am 1. November 2012 wiederum in der Sankt Maria Magdalena Kapelle auf dem Melaten-Friedhof statt. Der große, weiße „Papierteppich“ war von der Künstlerin Eva Degenhardt zerschnitten worden. Zu langen Papierbahnen umgeformt, durchlöchert und mit Schamotte und Asche bearbeitet, hing die ehemals unberührte, weiße Papierfläche nun im Raum der Kapelle. Die Bahnen reichten von der Decke bis zum Boden und formten enge Durchgänge. Mit einem Beamer wurden von der Rückseite der Kapelle Worte und Sätze, farbig unterlegt, auf die Papierbahnen projiziert. Da das Papier gewachst und durchlöchert worden war, erschienen auch auf den am weitesten vom Beamer entfernten Flächen noch Wortfetzen, Bildfragmente und Lichteffekte. Auch die Schatten der sich im Raum zwischen den Papierbahnen bewegenden Besuchern/innen gaben der Aufführung einen eigenen Charakter. Die gezeigten Bilder und Worte konnten jedoch nicht mehr zu einer zusammenhängende, sinnvollen Geschichte verknüpft werden.
„Hoffnungsthal – Lüghausen“, ein Ausstellungsprojekt von Eva Degenhardt in der Sankt Maria Magdalena Kapelle auf dem Melaten-Friedhof, Juli und November 2012
Die Beamer-Präsentation wurde von der Künstlerin in Zusammenarbeit mit dem Künstler Wolfgang Neisser erstellt. Der Künstler Jakob Mönch präsentierte sein Kunstwerk. Anne Nettesheim, Markus Roentgen, Dr. Rainer Will unterstützten und begleiteten das Projekt.