„Entfaltungen“, Ummantelung einer Säule in der Kirche Christi Verklärung in Köln
Die Ummantelung eines Betonpfeilers in der Kirche Christi Verklärung in Köln Heimersdorf
Die Entstehung des Kunstwerkes
Das Jahr 2000 war für viele Menschen ein Anlass, die Ziele und Werte des eigenen Lebens neu zu überdenken und darüber in Dialog mit anderen zu treten. Die katholischen Gemeinden Christi Verklärung und Sankt Brictius im Kölner Norden initiierten neben vielen anderen Veranstaltungen in diesem Jahr ein Kunstprojekt – die „Kunstaktion 2000“ -, das von der Kölner Künstlerin Eva Degenhardt mit den Mitgliedern der gemeinden erarbeitet und schließlich in künstlerischer Form materialisiert wurde.
Initiiert wurde die „Kunstaktion 2000“ von dem Arbeitskreis „Kunst in der Kirche“, doch das Projekt sollte von allen Mitgliedern der Gemeinden mit getragen werden. Von Anfang an stand fest, dass es bei der „Kunstaktion 2000“ nicht nur um die Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Kunst gehen wird, sondern dass auch existentielle Fragen nach dem eigenen Glauben, dem Miteinander in der Gemeinschaft und den Hoffnungen für die Zukunft angesprochen werden sollen.
Die Künstlerin schlug vor, ein Jahr lang Gespräche, Vorträge und Aktionen in einem wiederkehrenden und in der religiösen Praxis der Gemeinden fest verankerten Rhythmus zu planen und sich auf diese Weise auf den Entstehungsprozess eines gemeinsamen Kunstwerkes einzulassen, ohne im Vorhinein eine feste Vorstellung davon zu haben, welche Form das Kunstwerk einmal haben wird.
Der Vorschlag der Künstlerin war eine Zu-Mutung im wahrsten Sinne des Wortes. Wie konnte ein Kunstwerk ohne feste Vorstellung – allein aus dem Denken und Mittun vieler Interessierter – entstehen?
Die einzige, von Eva Degenhardt formulierte Vorgabe war die Bitte an alle Beteiligten, ihre Gedanken und Wünsche, Bilder und Erinnerungen, Gebete und Alltägliches auf Papier zu bringen und auf diese Weise zu bewahren.
Die Künstlerin sammelte diese Papiere und motivierte die Gemeindemitglieder immer wieder aufs Neue, ihren Gedanken zu trauen, sie zu formulieren und festzuhalten. Als ein Gemeindemitglied anbot, die letzten Briefe seiner im Zweiten Weltkrieg gefallenen Brüder in die Sammlung der Papiere einzubringen, wurde allen Beteiligten klar, wie wertvoll und bedeutungsgeladen diese „Papierernte“ war . Von diesem Zeitpunkt an erhielt das Bewahren und Festhalten von Gedanken eine neue Qualität und Tiefe.
Entfaltungen
Das von der Künstlerin Eva Degenhardt aus dem gemeinsamen Prozess entwickelte Kunstwerk „Entfaltungen“ wurde am 5. Januar 2001 mit einem Festgottesdienst in der Kirche Christi Verklärung eingeweiht. Ein Betonpfeiler in der Nähe des Altars war nun mit den vielen gesammelten Gedanken, Wünschen, Hoffnungen, Visionen und Gebete der Gemeindemitglieder ummantelt. In der Festschrift anlässlich des 50 jährigen Kirchweihfestes von Christi Verklärung beschreibt Regina Welter-Schott, eine aktiv am Kunstwerk Beteiligte, die „neue Säule“ des Kirchenraums mit einfühlsamen Worten:
„Die gesammelten Papiere wurden von der Künstlerin zu einer Collage zusammengefügt und auf große Platten aufgezogen, die sie anschließend mit Farbe getränkt und mit einer Schamotteschicht versiegelt hat. Zusätzlich wurden prägnante Begriffe aus den Beiträgen der Menschen vergrößert und zu einem Spruchband zusammengefasst. Danach wurde der Pfeiler in der Vierung nahe am Altar mit diesen Platten ummantelt. Zusammenfassend ist das Kunstwerk in unserer Kirche ein Hinweis auf das, was lebendige Gemeinde und Kirche ausmacht. So wie die Collage am Vierungspfeiler aus vielen Einzelstücken besteht und aufgebaut ist, so baut sich auch unsere Gemeinde, die eine Kirche, auf aus vielen einzelnen glaubenden Menschen. So vielschichtig und vielfältig das Kunstwerk von Eva-Marie Degenhardt ist, so unterschiedlich und lebendig soll unsere Gemeinde, soll die eine Kirche sein und die Botschaft Christi leben und verkünden. So wie das Kunstwerk den einen Pfeiler bildet, so müssen die vielen Christen mit ihren verschiedenen Möglichkeiten und Aufgaben zur einen Kirche zusammenfinden, zu einem Pfeiler, der das geistige Haus der Kirche trägt mit Christus als Schlussstein.“ zum Original-Text
Das Kunstwerk ist auch nach mehr als 20 Jahren ein sichtbares Zeichen eines lebendigen Dialogs und Miteinanders. „Entfaltungen“ wird bereits als fest integriertes Kunstwerk des Kirchenraumes im Wikipedia-Eintrag über die Kirche Christi Verklärung in Köln Heimersdorf erwähnt.
Es wurde 2001 initiert und unterstützt von den Mitgliedern des Kunstausschusses „Kunst in der Kirche“ der Gemeinde Christi Verklärung in Köln Heimersdorf – insbesondere von Rita und Herrmann Kochs, Regina Welter-Schott, Walter Finger. Herr Pfarrer Heribert Meurer begleitete das Projekt.
„Entfaltungen“ wurde finanziert vom Katholischen Bildungswerk Köln, Dr. Rainer Will.
In technischen Belangen konnte sich die Künstlerin Eva Degenhardt auf den Künstler Roger Wefels stützen.